Freitag, 9. März 2007

Lauf! Medizinmann! Lauf!


Vor einiger Zeit las ich eine Meldung in der Zeitung, die mich nachdenklich machte. In Ghana, ich glaube zumindest, dass es Ghana war, behauptete ein Medizinmann, dass er eine Salbe erfunden hätte, die unverwundbar mache. Offenbar mit charismatischem Talent gesegnet fand er einen Probanden, dem er die Salbe auftrug und der sich darob stolz seinem Dorf als unverwundbar präsentierte.

Das machte natürlich auch das Dorf stolz auf seinen unverwundbaren Sohn, denn wer hat das schon: einen Superhelden – mitten im Busch? Irgendeiner muss dann doch genörgelt haben, weil man zwar viel behaupten könne, es aber auch beweisen müsse. Und weil der junge Mann mittlerweile fest daran glaubte, dass er unverwundbar war, der Medizinmann sowieso daran glaubte, dass sein Jünger unverwundbar war, und auch der Rest des Dorfes daran glaubte, haben sie es dann mit einer Pistole getestet ... na ja, was soll ich sagen: er hat es nicht überlebt.

Jetzt ist es ja so, dass wir alle an etwas glauben, und warum nicht an Unverwundbarkeit? Was mich erschüttert, ist: Warum hat er ihm nicht in den Fuß geschossen? Oder in die Hand? Oder mal kräftig Zwicken. Hätte vielleicht auch gereicht. Warum immer aufs Ganze? Warum immer gleich Sterben für seinen Glauben?

Möglicherweise ein Männerproblem. Ich hab noch nie gehört, dass eine Frau so was gemacht hätte. Aber vielleicht glauben die ja nicht richtig. In einer Welt ohne Supermannheftchen, Fußballgötter und Bierkästen bleibt einem nichts als schnöder Nihilismus. Wahrscheinlich hat sogar eine Frau auf ihn geschossen. Ich wette, es war seine eigene.

Den Medizinmann haben sie jedenfalls versucht, am nächsten Baum aufzuknüpfen. Ob es ihnen gelungen ist, ist nicht überliefert. Ich hoffe nur, dass es ihm vorher gelungen ist, sich den Hals mit seiner Salbe einzuschmieren. Mag sein, dass die Unverwundbarkeit bei Schusswaffen nicht wirkt. Bei Stricken soll sie super sein. Ist alles nur eine Frage des Glaubens.

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