Donnerstag, 15. März 2007

Bora! Bora! Bora!



Neulich traf ich nach langer Zeit meinen alten Freund Frank. Wir hatten uns ewig nicht gesehen, eigentlich nicht mehr seit dem Abitur. Obwohl wir in derselben Stadt wohnen. Aber wie so etwas eben ist: man geht verschiedene Wege, lernt neue Leute kennen, schuldet dem anderen noch 387, 59 D-Mark für das eigene Auto, das er besoffen im Halteverbot geparkt hat und das dann abgeschleppt wurde ... und schon verliert man sich zwanzige Jahre aus den Augen. Und dann steht er plötzlich vor mir. Einfach so. Im Kaufhaus. Mit einem Sieben-Tage-Pack Unterhosen.

Der Zufall wollte es, dass wir beide Urlaub hatten, und weil das Wetter schön war, sind wir in einen Biergarten gefahren und haben in alten Zeiten geschwelgt. Was aus den anderen geworden ist, was aus einem selbst geworden ist. Wer verheiratet, geschieden, tot war. Das alles musste natürlich ausgiebig begossen werden, und Frank versicherte großzügig, die Zeche zu übernehmen. Wegen des Autos, damals. Ach, das Auto, lächelte ich, glatt vergessen. War natürlich gelogen ... 387,59 D-Mark und ne Beule hatte die Kiste auch noch.

Aber ich vergaß meinen Groll mit jedem Bier, das wir bestellten, und als wir auf Wodka-Lemon umstiegen, war ich der Überzeugung, man sollte die Vergangenheit ruhen lassen. Wir sprachen über Reisen. Fernreisen. Und stellten fest, dass wir beide kaum raus gekommen sind aus unserer Stadt. Früh geheiratet, Familie gegründet, im Job gerackert – wie so etwas eben ist. Eigentlich das Beste verpasst.

Zwei Runden weiter waren wir inmitten von Plänen. So wie wir sie früher gemacht haben. All die Dinge, die wir dann doch nicht unternommen haben, obwohl sie bis ins Detail geplant waren. Aber diesmal war es anders. Diesmal wollten wir uns eine Auszeit gönnen und losfahren. So schnell wie möglich. Nach Südamerika. Asien. Australien ... obwohl, wenn ich mich recht erinnere, fiel Australien im Laufe des Abends aus dem Raster, weil touristisch zu verseucht. Wir wollten die Surviving-Selbsterfahrungstour. Mit Abenteuer jeder Art. Durch den Dschungel, über Berge, im Untergrund kämpfend für ein freies Kambodscha. So Sachen.

Gegen Mitternacht sind wir dann noch in eine Kneipe, von der Frank gehört hatte, dass sie ein echter Geheimtipp wäre. Da ich mittlerweile zu blau war, ist er gefahren. Am Ende der Nacht stand die Route dann fest: Köln – Angola – Bora Bora – Feuerland – Salzgitter. Frank ist dann nach Hause: packen.

Wir wollten uns am Flughafen treffen. Gleich mit der ersten Maschine los. Ich hätt´s auch gemacht. Wenn das Auto nicht im Halteverbot gestanden hätte. Keine Ahnung, ob Frank am Flughafen auf mich gewartet hat. Ich geh mal davon aus, dass ich vorerst nichts mehr von ihm höre.

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