Donnerstag, 22. März 2007

Froschfreunde.



Manchmal kommt man wirklich auf komische Ideen. Da saß ich doch vor einiger Zeit mit meinem Freund Jens zusammen, weil wir eine Caravan-Tour unternehmen wollen. Um die Sache ein bisschen aufzupeppen, entschieden wir, dass ein Würfel an jeder großen Kreuzung entscheiden sollte, wohin die Fahrt geht: 1 und 2: geradeaus; 3 und 4: rechts; fünf und sechs: links.

Und um die Sache noch ein bisschen mehr aufzupeppen, wollten wir zwei Fremde als Mitreisende. Also haben wir eine Anzeige geschaltet, und tatsächlich haben sich zwei telefonisch gemeldet: Konni, ein latent aggressiver Yoga-Taliban und Rita, eine gut gelaunte, aber von Alzheimer geschüttelte Rentnerin.

Der Kontakt mit Rita war einfach: Sie war begeistert und wollte sich zur Verfügung halten. Der Kontakt zu Konni schon etwas schwieriger. Wir sprachen uns gegenseitig auf Band. So lernte ich Konni von seiner warmherzigen Seite kennen: eine Stimme, die jeden Satz mit "ne" enden ließ (Hallo, ich bin der Konni, ne), die säuselig komplimentierte (du bist so aufmerksam und sympathisch) und die ein so tiefes Verständnis für jedes Ding im Universum versprach, dass ich in Gedanken den Caravan schon mal mit Raumfrisch sprayte.

Vielleicht hätte mich stutzig machen sollen, dass Konni von spirituellen Bewusstseinsabenteuern sprach und bei seiner Spurensuche bereits bis an die Quellen der ältesten Hochkulturen der Welt gekommen war. Ich dachte ja eher an eine Reise durch das Elsaß, aber bitte: Jemand wie Konni würde die Tour sicher bereichern, zumal er mir auf Band schon seine ganz besondere spirituelle Freundschaft anbot.

Irgendwann hatten wir uns dann endlich am Telefon. Obwohl Konni eine Woche Power-Yoga im Hochsauerlandkreis hinter sich hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ihn das nicht entspannt hatte. Er wurde kratzbürstig, als ich ihm vorschlug, dass wir uns in einem Café treffen sollten, weil das keine „konsumfreie Zone“ war. Richtig garstig wurde er dann, als ich ihn darauf hinwies, dass er sich an den Kosten der Tour beteiligen musste. Er war davon ausgegangen, dass ich ihn einladen würde, schließlich waren seine finanziellen Verhältnisse „ein totales Desaster“.

Und da er gerade so schön wütend war, hat er mir dann erklärt, welches Leben ich führte und welches er, denn Yoga-Konni schwebte wie ein Adler durch die Sphären der Erleuchtung, wohingegen ich wie ein Frosch in einem Brunnen hockte und nichts als Mauern sehen würde. Genau wie alle anderen, die mich umgaben: Bekannte, Verwandte und Freunde.
„Wenigstens hab ich welche“, antwortete ich knapp.
„JA, FROSCHFREUNDE HAST DU! FROSCHFREUNDE!“ kreischte Konni empört.
Während er dann in langen Monologen über fernöstliche Weisheitsschätze dozierte und auch das Universum und den ganzen Rest darin einschloss, überlegte ich mir, ob meine Freunde eher wie Frösche oder wie Adler aussahen. Ehrlich gesagt kam ich zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ich hatte einen Teddy im Angebot, und das auch nur sehr vage, und wollte fragen, ob der auch zähle, als ich bemerkte, dass ich schon aufgelegt hatte.

Jedenfalls rief ich noch Rita an, um ihr mitzuteilen, dass wir nur noch zu dritt sein würden.
„Woher haben Sie meine Nummer?“ fragte sie misstrauisch.
„Ähm, Rita, wir haben schon zweimal telefoniert.“
„Haben wir nicht.“
„Wir wollten mit dem Caravan ...“
„Hören Sie auf, solche Sachen zu sagen, junger Mann. So was mache ich nicht.“
Dann legte sie auf.
Wir sind dann nicht gefahren. Caravanreisen werden ohnehin überschätzt.

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