Freitag, 16. März 2007

Das Grauen hinterm Riff



Es ist ja so: Wenn man weit weg will von allem Unbill des gewöhnlichen Tages, dann muss man Strapazen auf sich nehmen. Australien beispielsweise – das klingt mindestens nach wochenlangen Flugreisen und Thrombosen. Außer natürlich, man ist Australier. Aber selbst dann kommen von Perth an der Westküste bis zum Great-Barrier-Riff im Osten gut und gerne 6000 Kilometer zusammen. Das geht in Europa unter Brüdern leicht als Fernreise weg.
Wenn man das Barrier-Riff allerdings irgendwann erreicht, gibt es viel zu sehen. Mit Touristen bepackte Katamarane fahren mehrmals am Tag von Cairns und Port Douglas hinaus zum Riff und speien schnorchelnde Strampler ins friedliebende Wasser. Tausende von Fischen versammeln sich zu gegebener Zeit an den Ankerplätzen und besehen sich das Elend – so etwas wie ein reverser Zoo. Ich kann nur sagen: Die Abwechslung sei ihnen gegönnt. Immer nur im Wasser herumschwimmen, dauernd diese Sonne, keine geregelte Arbeit: Das ist eine grauenhafte Vorstellung.
Grauenhaftes spielt sich auch ein paar tausend Kilometer nordöstlich ab. Nehmen wir mal die Fiji-Inseln als Beispiel. Da haben sich die Bewohner eines Dorfes bei den Nachkommen eines englischen Missionars entschuldigt. Ihre Groß- und Urgroßeltern hatten den Gottesmann vor 130 Jahren verspeist. Der Grund: Pfarrer Baker hatte den Fehler begangen, das Haupt des damaligen Häuptlings zu berühren – vermutlich um herauszufinden, ob die Kriegsbemalung schon trocken war. Sie war es. "Kochen und essen", lautete der umgehende Befehl.
Aber wie das so ist: Das schlechte Gewissen lässt nicht nur den Einzelnen schlecht ruhen, sondern auch ganze Dorfgemeinschaften. Um einen ewigen Fluch zu bannen, bot sich nur eine rituelle Entschuldigung an. Daher nun die Einladung an die Nachfahren des unvorsichtigen Missionars, an der Zeremonie teilzunehmen. Man darf gespannt sein, was es beim Fest zu essen gibt.
Apropos essen: Damit haben die Polizisten im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh ein Problem. Ihr Chef behält ein Monatssalär ein, wenn sie nicht abnehmen, denn sie sind so dick, dass sie die Strolche nicht mehr verfolgen können – manche allein deshalb, weil sie nicht hinter das Steuer ihres Dienstfahrzeugs passen.
Und wenn so einer dann verreisen will, wird's doppelt teuer. Viele Fluggesellschaften verlangen inzwischen, dass man zwei Sitze bucht, wenn man zu fett ist für einen. James Crogie aus England tat dies auch, und die Fluggesellschaft buchte die Plätze. Allerdings in unterschiedlichen Reihen. Da macht das schönste Übergewicht keine rechte Freude mehr – und Fiji wird zur echten Alternative.
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©2007 Julius Moll

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