Affen, stark.
Auf Reisen kann einem viel Unangenehmes widerfahren, aber auch da gilt häufig: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Diese Erfahrung musste ein Urlauber machen, der sich in Saudi-Arabien daneben benommen hatte. In der Bergregion zwischen Tael und Mekka war er mit seinem Auto zu schnell unterwegs gewesen und hatte dabei einen Pavian überfahren. Fahrerflucht, Unfallopfer tot.
Geben Sie zu: Ihnen kommt der Gedanke, dass es sich nur um einen Affen handelte, und dass Sie dafür auch nicht groß angehalten hätten. Schon gar nicht zwischen Tael und Mekka.
Nun ja, da hätten Sie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Lesen Sie selbst: Drei Tage nach dem tödlichen Zwischenfall passierte der Unfallfahrer erneut die nämliche Stelle. Was er nicht wusste: Der Anführer der Paviangruppe hatte seine Untertanen zusammengezogen und einen Hinterhalt organisiert – offenbar in der ehernen Gewissheit, dass der Todesfahrer erneut auftauchen würde. Als dieser sich näherte, gab der Pavianführer den Seinen das Angriffssignal, und die Horde deckte das Auto mit einem Hagel aus Steinen ein. Die Scheiben gingen zu Bruch; Fahrer und Beifahrer überlebten mehr oder weniger unbeschadet. Die Horde der Rächer ist flüchtig.
Bei solchen Berichten ist man versucht, lieber zu Hause zu bleiben. Aber auch da lauern Ungemach und Wahnsinn. Reden wir nicht über den betrunkenen Seemann, der mehrmals die Küstenwache alarmierte, weil sein Plastikschiff während des häuslichen Wannenbades dauernd kenterte. Reden wir über die Babysitterin, die eine Fünfjährige und ein zehn Monate altes Baby zu betreuen hatte. Die Aushilfsmutter rief die Polizei, weil sie mit den Bälgern nicht mehr klar kam: Die Ältere hatte ihre Brille versteckt und die Kleine plärrte ununterbrochen. Als die Polizei eintraf, fand sie allerdings eine beruhigte Lage vor. Die Babysitterin hatte inzwischen Tränengas eingesetzt und sich selbst bis 2,8 Promille betankt. Ob sie der Fünfjährigen durch diese Maßnahmen das Geheimnis des Brillenverstecks entreißen konnte, ist nicht überliefert. Jedoch beginnt man über die vage Vermutung zu grübeln, dass die Paviane mit einer solchen Situation besser fertig geworden wären.
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©2007 Julius Moll