Donnerstag, 3. Januar 2013

Gebrauchsanweisung, Gebrauchsanleitung und Richtlinie

Dass sich keiner mehr wirklich zurecht findet, wundert nur den Laien. Dabei ist die Welt doch einfach, wenn man die Gebrauchsanweisung genau liest. Das haben wir eigentlich schon von Douglas Adams gelernt (Ganz recht: Per Anhalter usw.). „Oh Gott, bin ich deprimiert“, sagt Marvin dort. Welch eine Erkenntnis, besonders dann, wenn die Depression von kybernetisch geschaltkreisten Dioden herrühren. Aber liest er sie, seine Gebrauchsanleitung? Nein!

Auch nicht die Gebrauchsanweisung – wobei es fraglich ist, ob Marvin den feinen Unterschied zwischen diesen beiden Veröffentlichungsformen überhaupt erkannt hat. Heimtückischerweise mit gleichen Vokalen in identischem Raster ausgestattet, liest sich -anweisung ja auch fast wie -anleitung.
Dass man nach dem Lesen der Gebrauchsanweisung für einen Konzertflügel natürlich noch kein Leonard Bernstein ist, ist ein erklärbarer, wenn auch verbesserungsbedürftiger Mangel im System. Doch abgesehen davon bevorzuge ich meinerseits stets die Anleitung. Die wirkt, was den Namen angeht, so frei, so ungebunden. Nicht so dogmatisch wie eine Anweisung. Es sei denn, ich finde eine Richtlinie. Dann nehme ich die.

Eine meiner liebsten Richtlinien zum Beispiel ist die Richtlinie zur Unfallverhütung in Lehrküchen in Oberösterreich. Warum gerade diese? Nun, das ist einfach erklärt. Unter dem Unterpunkt d) (direkt nach Hauptpunkt 2 (die Nummerierung und Aufzählung ist in diesem Werk leider noch suboptimal, wirkt fast wie mit dem Nummerierungsassistenten von Microsoft Word generiert, aber ich schweife ab) findet sich der zitierfähige Absatz Gefahrenquelle Dampfdruckkochtopf.

Der einzig hier enthaltene Unter-Unterpunkt (Titel: „Sachgerechter Umgang“) sagt nämlich nicht nur: „Vor Gebrauch Ventil und Dichtungsring überprüfen“, „Sorgfältig schließen“, „Nicht überhitzen“ und „Vor dem Öffnen abkühlen, damit der Druck im Inneren abnimmt (kaltes Wasser über den Deckel fließen lassen)“ – das hätten wir uns alle auch selbst denken können – nein, da steht auch ein eherner Leitsatz, der Schlüssel zum Dampfdruckfass der Pandora, nämlich: „Gebrauchsanleitung lesen“. Ist doch ganz einfach.

Diese einfache Regel hätte anderen Menschen beim Umgang mit Pavianen und der Unverwundbarkeit einiges erspart. Ich zitiere (und zwar nicht aus Tifflor, der Pavian von Perry Rhodan, sondern aus dem Standartwerk DonkeyKong64, Abteilung „Cheats und Hints“ von Norbert Zimmermann, also DER Gebrauchsanleitung schlechthin):

… 4. Im Vorraum zur Kristall-Kaverne muss man mit Chunky schon die Eingänge aus Eis links und rechts mit dem „Primaten-Punch“ geöffnet haben. Man rennt in die andere Höhle, in der alles voller Lava ist und sammelt die goldene Banane ein.

Jetzt geht man zum Eingang über die zwei Sandbecken und schießt dann links auf die beiden Kokosnuss-Schalter. Man springt in das Unverwundbarkeitsfass und rennt in die Mitte des Raumes. Auf der Brücke ist ein fetter Kremling, der nach dem Besiegen die Blaupause hinterlässt (bei Snide dafür eine goldene Banane).

In Crankies Labor kauft man den „Pavian-Perplexer“, jetzt kann man zurück zur Anfangs-Lichtung und dann nach links, man klettert auf die Palme, bei der Lianen sind, und schwingt bis zu der Plattform. …

Alles klar? Alles mitbekommen? Auch die Sache mit dem Pavian-Perplexer aus Crankies Labor? Wäre, würde, hätte man das mal vorher studiert, dann könnte man auch eine deutsche Waschmaschine bedienen.

©2012 Harnfried Schoßmüller-Knappentropf

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