Sonntag, 29. Juli 2007

Astralreisen


Nachdem im Februar ja die Waschmaschine kaputtgegangen war und im April ein Rabauke den Außenspiegel des VW-Golf abgefahren hatte, war sonnenklar: Der Sommerurlaub im Allgäu stand gehörig auf der Kippe. Ohne Waschmaschine ist das Leben quasi wertlos, und Inge musste schließlich einsehen, dass die allgemeine Verkehrssicherheit ohne Außenspiegel nicht zu gewährleisten war. Die Rettung zeichnete sich aber völlig überraschend in der vorletzten Woche ab, als ich nach einem Bier und ein oder zwei Korn versehentlich in die Buchhandlung abbog (die haben da die gleiche Haustür wie ich zu Hause).

Mehr aus Mitleid kaufte ich irgendwas preiswert Aussehendes aus einem zufällig auftauchenden Grabbelkorb und verschwand schleunigst; glücklicherweise, ohne peinliche Fragen beantworten zu müssen. Erst am Samstag fiel mir mein Kauf wieder in die Hände. Ich konnte den Rasen bei nasskalter Witterung unmöglich mähen, und das Schlafzimmer war wegen Staubsaugens gesperrt. Ich blätterte in dem Buch über Astralreisen, bis mir plötzlich die Schuppen von den Augen und das Buch aus den Händen fiel: Astralreisen kosten nichts, lassen sich beliebig oft und an jedem Wochentag durchführen, und das Wetter spielt eigentlich keine Rolle. Lastminute, sozusagen, gab es für Inge eine Kurzeinweisung und für mich einen Klaren als Belohnung.

Vielleicht war ein Astralstreik daran schuld, dass die Reise dann nicht so richtig beginnen konnte. Inge hatte keine Lust, länger auf den transzendenten Zustand zu warten, weil ihre Ärzteserie im Fernsehen kam, und ich hatte einige grundsätzliche Schwierigkeiten beim Start. Mit Klaus und Manfred arbeitete ich abends in der Eckkneipe nochmals die Gebrauchsanweisung durch. Die beiden sind praktisch Profis. Klaus fährt sogar einen Astra. Und genau wie in dem Buch beschrieben, konnte ich meinen ersten Zielort nicht erkennen, ganz genau genommen konnte ich mich auch nicht an alle Details erinnern. Aber es war warm und es wurde laut gesungen, soviel steht fest. Wahrscheinlich Ibiza, Kuba oder so was in der Art. Das Lied ging mir jedenfalls den ganzen nächsten Tag im Kopf herum.

Insgesamt war dieser Urlaub eine gelungene Sache. Inge blieb zu Hause (obwohl es ja rein kostenmäßig völlig egal gewesen wäre), und ich verbrachte neun Tage meiner zwei Wochen Urlaub an den merkwürdigsten Plätzen. Rein gewohnheitsmäßig startete ich immer in der Eckkneipe. Jetzt, wo ich wieder arbeiten muss, vermisse ich die Astralreisen richtig. Aber nächsten Sommer ...

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©Harnfried Schoßmüller-Knappentropf

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