Uunartoq Qeqertoq
Was es doch für schöne Inseln gibt: Fidschi, Tahiti, Tonga, Vanuatu, all die Atolle, Pulau Pulau Bompa nicht zu vergessen und Mururoa – nun gut, vielleicht doch nicht Mururoa, denn dort strahlt nicht nur die Sonne. Aber die anderen: blaues Meer, weiße Sandstrände, weiße Haie, Meeresschildkröten, Korallenriffe. Allerdings liegen diese Paradiese nicht besonders hoch über dem Meeresspiegel. Und damit lässt jeder im hohen Norden geschmolzene Eisberg das Wasser eine Handbreit weiter auf den Strand schwappen. Ein paar Jährchen noch, und die Paradieshäfen lassen sich nur noch mit U-Booten anlaufen. Kein Wunder, dass die Verantwortlichen, den König von Tonga eingeschlossen, bei jeder Meldung über die globale Erwärmung vor Besorgnis bibbern.
Weiter nördlich hat man andere Sorgen, die mit Bibbern wenig zu tun haben. Da gibt es nämlich gar kein Land, auf das Wasser schwappen könnte. Der einzige feste Grund unter den Füßen besteht aus Eis, und die meisten dieser Füße sind sechzig Zentimeter lang und gehören Eisbären, diesen Tieren, die aussehen wie Knut, aber viel größer und gefährlicher sind.
Nun heißt es ja, dass die zügige Schmelze des Bärengeläufs die Ursache dafür sei, dass die Großknuts in Kürze den Weg des Dodos gehen werden. Andererseits laufen die Eisbären ja nur deshalb übers Eis, weil sie auf der Suche nach leckerem Robbenfleisch sind. Und da liegt der Seehund begraben: Robben werden langsam, aber sicher, auch immer weniger, weil irgendwelche Menschen jährlich Zigtausende von ihnen abknallen. Da brauchen die Eisbären kein Eis mehr, über das sie laufen müssten, um Robben zu finden.
Stellen wir uns doch mal einen Strand vor, wo eine Robbe an der anderen liegt. Hundert Meter weiter treibt im Wasser eine Eisscholle. Glaubt jemand, dass ein zufällig vorbeikommender Eisbär die Robben links und rechts liegen ließe, zur Eisscholle schwömme und dort ein Loch grübe, um Robben zu finden?
Nun, wir alle kennen die Antwort. Natürlich bliebe der Bär an Land und am Strand und würde sich auch schnell daran gewöhnen aufzupassen, dass er beim Fressen nicht zu viel Sand zwischen die Zähne kriegt. Das kennt er vom Eisessen ja so nicht. Zur Eisscholle würde er nur noch schwimmen, um das überanstrengte Magengewebe ein wenig zu kühlen.
Wir sehen also, dass die Erderwärmung nicht zwangsläufig Katastrophen hervorruft. Nein, zudem sind die Folgen mitunter sogar recht verblüffend. Bei Grönland tauchte kürzlich unter einem schmelzenden Eisberg eine kleine Insel auf, die bislang noch niemand kannte. Versteckt unter einem Eispanzer hat sie geduldig darauf gewartet, bis genügend Menschen SUVs fahren, deren Abgase gerade ausreichen, um die Temperatur auf einen Wert zu heben, der das kalte Gefängnis schmelzen lässt. Nun steht sie da, mit steilen Felsen, denen auch ein höherer Wasserspiegel nichts anhaben wird. Sie wird dort auch noch stehen, wenn Tonga und die anderen längst versunken sind.
Das Land, das aus der Wärme kam. Oder wie die Inuit es nennen: Uunartoq Qeqertoq.
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©2007 Julius Moll
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1 Kommentar:
Na ja, wenn dann aber alles wärmer ist dann sind die die viel zu faul. Sieht man ja an den Papageien, die hängen auch nur rum, wenn es nicht gerade ein deutsches Wohnzimmer im Winter ist, dann werden die lebendig. Ich weiß wovon ich Rede. Gerd.
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