Montag, 9. April 2007

Alles muss raus!


Die Vereinigten Staaten von Amerika sind groß, und es geschehen tagtäglich viele unglaubliche Dinge dort. Sie geschehen an Orten, die im Grunde genommen keiner Erwähnung wert wären, sich aber plötzlich in ganz anderem Licht zeigen.
Einer dieser Orte ist Tacoma. Das liegt im Bundesstaat Washington, weit im Nordwesten und weit entfernt von der gleichnamigen Hauptstadt. Es ist schade, dass man Blogs keine Aroma-Dateien beifügen kann, denn auf diese Weise wäre leichter zu ermessen, was Frank Zappa meinte, als er schrieb "with a garlic aroma that could level Tacoma". Das Kaff riecht nämlich nach Schwefel. Vielleicht liegt es auch daran, dass in der Liste bekannter Bürger so morbide Gestalten auftauchen wie Serienkiller Ted Bundy und Massenmörder Joseph E. Duncan III. Um dazu einen Satz von Max Goldt abzuwandeln: Tacoma ist die weit westliche Manifestation des Nicht-Monte-Carlo-Seienden.
Und irgendwie passt dazu, dass sich in Tacoma kürzlich die Risiken von Web 2.0 offenbarten. Ein entweder übellauniger oder aber spaßvogeliger Mensch hatte in einer Anzeigenseite im Internet annonciert, dass ein Haus renoviert werden würde, und dass es dazu komplett leer geräumt werden müsse. "Kommt und holt es euch! Alles umsonst!" Das ließen sich die Tacomer (oder heißt es Tacomaten?) nicht zweimal sagen. Das Haus war ruckzuck leer.
Leider hatte der Inserent weder mit dem Eigentümer noch mit dem Makler des Hauses das Geringste zu tun. Die ermittelnde Polizeibeamtin heißt übrigens Gretchen Ellis. Viel Glück! –
Von Tacoma aus halten wir uns östlich und erreichen irgendwann die Großen Seen. Am Lake Superior liegt Duluth. Und da der See so groß ist, dass man das andere Ufer nicht sehen kann, wähnt man sich am Meeresstrand, etwa so wie in Pompeji. Wie ich gerade auf Pompeji komme? Nun, im Jahr 2006 wurde in Duluth ein renovierter Freizeitpark wieder eröffnet. Ein Teil der investierten Millionen hatte ein künstlicher Vulkan verschlungen (!), integriert in ein Spaßbad. Im Vulkan eine Surround-Anlage, die das Grollen des Feuer speienden Molochs authentisch darbieten sollte. Aber die Anlage tat mehr als ihre Pflicht: Einige Tage nach der Eröffnung überhitzte sie sich eifrig und steckte dadurch den Kunstvulkan in Brand. Für einige kostbare Minuten durfte er sich als richtiger Vulkan fühlen. Im Gegensatz zu Pompeji wurde niemand ernsthaft verletzt. –
Und damit zur letzten Station dieser kleinen Nordamerika-Rundreise: Chattanooga in Tennessee. Dort stand ein 42-jähriger Mann im Verdacht, ein 15-jähriges Mädchen missbraucht zu haben. Nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft sollte er nach der Untersuchungshaft entlassen werden, wenn er sich an die vereinbarten Auflagen hielte. Doch bevor die Vereinbarung in Kraft treten konnte, änderte sich die Situation auf unerwartete Weise: Der Mann war gar keiner, sondern eine verkleidete Frau. Dieser Geschlechtsdimorphismus fiel auf, als der/die Untersuchungs(!)gefangene nach gut einer Woche zum Duschen gebracht wurde.
Für den kritischen Beobachter ergeben sich daraus zwei Fragen:
1.) Wieso durfte der/die Angeklagte erst nach zehn Tagen duschen?
2.) Wie kommt die Klägerin aus der Nummer wieder heraus?
Übrigens: Die Partnerstadt von Chattanooga ist Hamm in Westfalen. Vielleicht sollten dort alle mal prophylaktisch duschen gehen.
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©2007 Julius Moll
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