Montag, 2. April 2007

Männliche Männer


In Polen gibt's die härtesten Kerle, sagt mein Freund Willi. Und Willi muss es wissen, weil Willi sich damit eingehend beschäftigt hat. Neulich saßen wir bei einem Bier zusammen, und er trug mir die Ergebnisse seiner Recherche vor, bei der sich ganz klar herauskristallisierte, dass es in Polen einfach die männlichsten Männer gibt.

Da stellt sich natürlich die Frage: Wie messe ich das? Gibt es so was wie ein Mann-O-Meter? Wie vergebe ich objektiv Punkte für Männlichkeit, so dass sich eine Reihenfolge ergibt mit einem ersten Platz und einem letzten Platz. Und obwohl sich Männlichkeit wissenschaftlich nur schwer in verifizierbare Tabellen gießen lässt, war sich Willi trotzdem sicher, dass die kernigsten Typen aus Polen kommen.

„Moment!“ wand ich ein, „letztens lief im Nachtprogramm des Sportfernsehens so ein Härtester-Mann-der-Welt-Contest! Und an eines kann ich mich gut erinnern: Der Sieger war kein Pole. Eher Ukrainer oder Lette oder so was.“ Für diejenigen, die die Sendung nicht gesehen haben, nur soviel: Das war die prächtigste Bullenzuchtschau seit langem. Die Burschen hatten mehr Bizeps als ich Oberschenkel und mussten zum Beispiel 150 Kilo schwere Betonkoffer schleppen oder 300 Kilo schwere Traktorreifen umdrehen. Vom Lkw-Weitziehen will ich da gar nicht reden. Da waren Typen bei, die derart viel Testosteron ausgeschwitzt haben, dass den weiblichen Fans davon ein Penis gewachsen ist.

Willi winkte ab: Nicht schlecht, aber nur im Mittelfeld seiner Männlichkeitsskala. Ich war platt; wenn das nur Mittelmaß war, dann wollte ich lieber nicht wissen, wo ich in dieser Tabelle landen würde. Vermutlich hinter lateinamerikanischer Formationstänzer und nur knapp vor Synchronschwimmer.

Wer also konnte härter sein als ein Betonkofferschlepper, Achtmannzelt-im-Sturm-Aufsteller oder ein sizilianischer Eisenbieger? Ich ging ein paar Namen durch: Boxweltmeister? Mount-Everest-Bezwinger? Raketentester? Nichts, alles nicht männlich genug für den Platz an der Sonne.

„Also, gut,“ sagte ich, „warum kommen die männlichsten Männer aus Polen?“

Willi sagte es mir und ich muss sagen: Er hatte Recht. Ohne Zweifel ging Platz 1 völlig verdient an einen Polen. Der Mann hinter dem Mann, der König der Apnoetaucher, der Tiger Woods unter den Fallenstellern: Krystof Azninski.

Nach einem kleinen Saufgelage mit Freunden schlug er ihnen mitten im Winter vor, sich auszuziehen und „Spiele für Männer" zu spielen. Zu Anfang schlugen sie sich gegenseitig mit Eiszapfen auf die Köpfe, aber dann schnappte einer sich eine Kettensäge und amputierte sich die Fußspitze. Doch damit nicht genug: Azninski griff sich die Säge, rief „Dann seht euch mal das an!", schwang sie gegen seinen Kopf und schnitt ihn ab.

„Es ist komisch", meinte einer seiner Gefährten, „denn als er klein war,
trug er die Unterwäsche seiner Schwester. Aber gestorben ist er wie ein
Mann."

Man kann jetzt davon halten, was man will, aber eines ist klar: das wird nur schwer zu toppen sein.

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