Freitag, 29. Juni 2007

Gullyboy aus Guatemala



Wer reist, bringt nicht selten was mit nach Hause. Fotos machen die meisten und quälen anschließend ihre Freunde mit Vorführungen oder Geschichten ohne jede Pointe. Geschichten, die in aller Regel damit anfangen: „Also, da muss ich dir eine Geschichte erzählen, da schlackerst du mit den Ohren ...“ Was dann kommt, ist an Ödnis nicht mehr zu übertreffen, und wenn man mit den Ohren schlackert, dann nur deswegen, weil man im Durchzug steht.

Andere, die Wagemutigen, essen wie die Einheimischen, probieren alles aus und verbringen viel Zeit auf dem Klo. Es gibt eigentlich nichts Unterhaltsameres als einen politisch korrekten Deutschen, der im indonesischen Dschungel das von einer alten Frau vorgekaute, in einer schmutzigen Schüssel zu Alkohol gegorene Maniok auf Ex kippt, um zu beweisen, dass er fremde Kulturen respektiert.

Wieder andere halten sich am Hotel schadlos. Ich kannte mal einen, der räumte sämtliche Hotels leer, wenn er abreiste. Nicht nur Bademäntel und Seife. Einfach alles. Bettzeug, Fön, und wenn der Koffer groß genug war: den Fernseher. Er fand, dass Hotelpreise generell zu hoch angesetzt waren und dass er ein Recht auf die Sachen hätte.

Ich ging eine Weile zu einem Frisör, der alle seine Reisen auf einer großen Weltkarte markiert und dann im Frisörsalon aufgehängt hat. Darüber stand: Alle meine Reisen.

Und dann hätten wir noch die Sammler. Und man kann 'ne Menge Sachen sammeln: afrikanische Fruchtbarkeitsgöttinnen, Tiere jeder Art, meist jedoch Elefanten, Aschenbecher, Geschlechtskrankheiten. Je bekloppter, desto besser.

König der Skurrilitätensammler, auf den ich letztens im Internet gestoßen bin, ist ein Mann, der Gullydeckel sammelt. Im Gullyversum gibt es alles. Gullydeckel aus Antigua oder Grenoble, Tripolis oder Mannheim. Einfach überall her. Die Kuriosesten nennt er Mutationen. Die Frage sei erlaubt, wer da wie und wann zu was mutiert ist.

Sie können sich, wenn Sie wollen, den Gullydeckel Ihres Herzens übrigens anfertigen lassen. Da fehlt dann zwar ein bisschen der Stallgeruch – und das kann man in diesem Fall fast schon wörtlich nehmen –, aber bevor Sie sich mit der Polizei in Guatemala anfeinden, weil Sie nach Mitternacht auf der Hauptverkehrsstraße an einem Gullydeckel rummachen, bedenken Sie eins: Die Dinger wiegen bestimmt 80 Kilo und Ihre vierköpfige Familie müsste nackt zurückreisen, weil Sie das Übergepäck nicht bezahlen können.

Falls doch, sagen Sie mir Bescheid. Ich mache dann ein Foto vom Gullyboy aus Guatemala. Dann hätte ich mal 'ne Story, dass alle mit den Ohren schlackern.